VERHALTEN – WESEN - CHARAKTER

(1) ALLGEMEIN

 

Der Saarlooswolfhund ist ein Hund und kein Wolf.

 

Man darf unter keinen Umständen den Fehler machen, den Saarlooswolfhund als Wolfersatz zu sehen. Der Saarlooswolfhund ist eine Hunderasse, wie jede andere anerkannte Rasse, mit all ihren Eigenarten. Auf keinen Fall ist er ein Wolf! Seine äußerliche Erscheinung und seine Art sich zu bewegen, machen ihn zu einer imposanten Erscheinung. 

 

In seinem Verhalten zeigt der Saarloos jedoch noch seine wölfische Abstammung. Der Saarloos ist ein lebhafter, von Energie strotzender Hund, der einen stolzen und unabhängigen Charakter aufweist. Die natürliche Scheu der Hunde vor Unbekanntem und deren vornehme Zurückhaltung sind Charaktermerkmale. Daher eignen sich die Hunde nicht als Schutzhunde oder Wachhunde. Dennoch warnt der Saarlooswolfhund, als aufmerksamer Beobachter, seinen Besitzer durch angemessenes Bellen.

 

Der Besitzer bekommt einen Familienhund der sein ergebener Partner sein kann, wenn er sich über diese Rasse informiert. Beim Saarlooswolfhund sind einige Faktoren aus dem Wolfsanteil stärker vorhanden als bei anderen Hunderassen und diese sollen in der heutigen Zucht aufrechterhalten werden und unterscheiden ihn auch von anderen Rassen. Durch die Entwicklung der meisten Haushunderassen im Laufe der Zeit und die Lenkung der Zuchten auf Familientauglichkeit sind ursprüngliche Eigenschaften des Wolfes, dem Vater aller Hunderassen, bei den meisten Rassen kaum noch erkennbar.


Diese Eigenschaften geben dem Saarlooswolfhund sein außergewöhnliches Wesen über das sich ein neuer Saarlooswolfhund-Besitzer sehr gut informieren sollte, bevor er einen Welpen erwirbt. Der Saarlooswolfhund ist sehr menschenfreundlich, obwohl sein vom Wolf geerbter starker Fluchttrieb beim Auftreten fremder Personen oder fremder Situationen zunächst einen anderen Eindruck vermittelt. Für den unbedarften Besucher ist es schwer nachvollziehbar, wenn der Saarlooswolfhund ihn nicht freudestrahlend begrüßt, sondern zunächst zurückweicht und den Zeitpunkt der Besuchererkundung selbst entscheidet. Der Fluchttrieb drückt keine Angst aus, sondern einfach nur eine Vorsichtsmaßnahme, um den eigenen Schutz zu gewährleisten. Auch spielt die Erziehung hierbei eine große Rolle.

 

Der Saarlooswolfhund ist ein selbstbewusster Hund mit einem starken Willen. Seine hohe Intelligenz fordert eine konsequente Erziehung, allerdings mit viel Liebe und noch mehr Geduld. Kadavergehorsam darf nicht erwartet werden. Man sollte jedoch auch auf keinen Fall die Ausbildungsfähigkeiten des Saarlooswolfhund unterschätzen. Harte Worte oder Kommandos sind für den Saarlooswolfhund nicht geeignet und führen nicht zu einer sinnvollen Erziehung und nicht zum gewünschten Erfolg. Trotz seines Selbstbewusstseins zeigt er große Sensibilität.

 

Die Rasse "Saarlooswolfhund" ist keine genetisch degenerierte Rasse, nicht krankheitsanfällig oder mit vielen genetischen Defekten behaftet. Der Saarlooswolfhund ist ein Lebewesen, und Lebewesen sind nun mal nicht immer alle perfekt. Aber der SWH ist mit Gewissheit genetisch gesünder, als der Durchschnitt der heutigen Hunderassen. Defekte sollen natürlich nicht verheimlicht werden.

Der Saarloos ist ohne Probleme fähig in unserer Umwelt zu bestehen. Ein SWH aus seriöser Zucht, mit guter Welpensozialisierung und weiterhin guter Prägung bis zum Erwachsen werden, wird seinem Sozialpartner Mensch überall hin folgen. Der SWH benötigt im Gegensatz zu vielen anderen Rassen letztendlich ca. 3 Jahre bis er ausgereift und erwachsen ist.

 

Seien sie bitte kritisch, wenn ihnen jemand einen garantiert gesunden und wesensfesten Hund verspricht. Lassen sie ihn am besten medizinisch untersuchen, zB Röntgen bzgl. HD.

 

Die Übernahme eines Saarlooswolfhund nicht im Welpenalter ist nicht problematisch. Wie lange es dauert, ob sich ein älterer oder alter SWH an neue Menschen gewöhnt,  ist von Hund zu Hund verschieden. Es gibt Hunde die brauchen einige Tage bis sie sich eingelebt haben und langsam Kontakt aufnehmen und die, die sich ihrem neuen Rudel sofort anschließen.

 

 (2) WESEN und CHARAKTER

BEZUGSPERSON

Gegenüber seiner Bezugsperson ist er anhänglich und im höchsten Masse zuverlässig. Der Saarlooswolfhund schließt sich einer von ihm gewählten Bezugsperson besonders an. Sein dominantes Verhalten tritt gegenüber seines Menschenrudels nicht stärker zutage als bei anderen Hunderassen.

 

Besteht ein Vertrauensverhältnis, lässt sich der Saarlooswolfhund mit Geduld und Konsequenz erziehen. Mit modernen Methoden der positiven Verstärkung werden hierbei die besten Resultate erzielt. Saarloos lieben ausgiebige Kuscheleinheiten und genießen den engen Kontakt zu ihren Menschen, genauso wie andere Hunde auch. Ein Saarlooswolfhund lässt sich erziehen, ABER nicht dressieren und man darf von ihm keinen Kadavergehorsam erwarten. Er ist nur aus eigenem freiem Willen gehorsam und  nicht untertänig. Dennoch gibt es Saarloos, die erfolgreich die Begleithundeprüfung oder nur den Verkehrsteil anstandslos bestanden haben.

 

Um einen Saarlooswolfhund halten zu können ist Erfahrung natürlich von Vorteil, aber noch wichtiger ist, dass man ein Gefühl für Hunde hat. Das bedeutet nicht, dass man viele Hunde ausgebildet und Prüfungen  bestanden haben muss.

 

Wenn man einen perfekt funktionierenden und leicht erziehbaren Hund haben möchte, der   auf dem Abrichteplatz und zu Hause „funktioniert“, dann ist der Saarlooswolfhund dafür generell ungeeignet und man wird  niemals mit ihm glücklich werden.

 

FAMILIE UND KINDER

Kinder können natürlich zusammen mit dem Saarloos aufwachsen, wie mit jeder anderen Hunderasse.  Dennoch gilt es, im Zusammenleben mit Kind und Hund, grundsätzlich einige ALLGEMEIN GÜLTGE Regeln  zu beachten, den ein Hund ist kein Spielzeug:

  •   Die Kinder müssen von Anfang an über die Bedürfnisse und das Verhalten eines Hundes aufgeklärt werden.
  •   Den Kindern ist der richtigen Umgang mit dem Tier zu zeigen und zu erklären.
  •   Babys und kleine Kinder sollten trotzdem niemals mit dem Hund alleine gelassen werden.
  •   Näpfe und Schlafplätze sind für die Kinder tabu.
  •   Der Hund darf beim Fressen nicht gestört werden.
  •   Keine Experimente mit dem Futter abnehmen durch Kinder.

 FREMDE

Wenn Fremde sich einem Saarlooswolfhund nähern, sollten sie einiges Verständnis für das Benehmen dieses Hundes haben, für seine Zurückhaltung und für seinen Fluchttrieb. Es sind Eigenschaften, welche er als Erbgut in sich trägt. Fremden gegenüber zeigt er sich reserviert und einigermaßen misstrauisch. Seine Reserviertheit, Distanziertheit und sein wolfähnlicher Fluchttrieb gegenüber fremden Menschen und in unbekannten Situationen sind rassetypisch für den Saarlooswolfhund.

 

Eine forcierte, nicht gewünschte Annäherung durch einen Fremden kann dazu führen, dass der Fluchttrieb überwiegt. Die Behinderung dieses Triebes, z.B. durch mangelnde Bewegungsfreiheit des angeleinten Hundes, kann dazu führen, dass sein Benehmen ängstlich erscheint.

 

SOZIALVERHALTEN

In der Gesellschaft anderer Hunde, egal ob Saarlooswolfhund oder sonstige Rassen,  fühlt er sich wohl. In der Regel besitzt der Saarlooswolfhund ein intaktes und  ausgeprägtes Sozialverhalten anderen Hundengegenüber, und  kann somit mit Hunden anderer Rassen zusammen leben bzw. zusammen gehalten werden, wobei er zielstrebig seine Position im Rudel finden will. Ein gewisser Eigensinn und ein selbstständiges Verhalten in der natürlichen Umgebung sind diesen Hunden eigen, wodurch ihre Handhabung oft nicht erleichtert wird.   Sein ausgeprägtes Rudelbewusstsein und sein Instinkt für die Rangordnung im Rudel sind auffallend und zeigen deutlich die Erbmasse des Wolfes.

 

Ein Saarlooswolfhund kann auch mit anderen Tieren zusammen gehalten werden zB Katzen, Kleintieren wie Frettchen, wenn er mit diesen zusammen aufwächst und lebt.

 

(3)VERHALTEN

 

alleine bleiben 

Der Saarloos bleibt nicht gerne alleine und erträgt nur schwer das Alleinsein. Er neigt zu Zerstörungswut, wenn er eingesperrt ist und Verlassensangst, Trennungsangst oder Langeweile empfindet.  Der Saarlooswolfhund will dazu gehören oder wenigstens das Gefühl haben.

 

Es geht aber auch anders. Ein Saarlooswolfhund kann ohne jeden Stress und ohne Zerstörung der Einrichtung im Haus alleine bleiben. Man muss bereits im Welpenalter das Alleine sein trainieren. Wenn man einen Garten besitzt, kann dies bereits ohne großen Aufwand schon mit dem Welpen mehrmals täglich geübt werden. Man kann anfangs das Haus zB durch die Terrassentür verlassen, was für den Hund weniger symbolisiert, dass man weggeht.

 

Am besten übt man das Alleinbleiben nach einem langen Spaziergang wenn er richtig müde ist und/oder nachdem der Hund sein Futter bekommen hat und nach dem Fressen   satt ist. Er sollte sich dann freiwillig auf seinen Platz liegen. Nun kann man die erste Übung starten, indem man für einige Minuten zuerst das Zimmer verlässt, in dem der Hund sich befindet, dann die Wohnung. Beim Zurückkommen beachtet man den Hund nicht, aufgeregtes Begrüßungsverhalten des Hundes wird ignoriert. Man verhält sich so, als wäre man gar nicht weg gewesen. Langsam können die Abwesenheitszeiten dann verlängert werden.

 

Viele Saarlooswolfhunde werden nicht alleine in der Wohnung gelassen, sondern bei Abwesenheit des Besitzers für einige Zeit in einen Zwinger oder in ein Freigehege gesperrt. Zwingerhaltung ist natürlich für einen extrem rudelbezogenen Hund wie den Saarlooswolfhund strikt abzulehnen, aber für einige Stunden, in denen der Besitzer weg ist, kann man diese Lösung in Betracht ziehen. Für Zwingerhaltung Allgemein ist der Saarlooswolfhund nicht geeignet.

 

ANSPRINGEN - KÜSSEN

Das Anspringen gehört zum Normalverhalten im Wolfsrudel. Rangniedrigere Tiere begrüßen so die Ranghöheren um sich einzuschmeicheln. Das ist kein Verhalten, welches man bestrafen sollte. Trotzdem ist es unerwünscht und oft lästig.

 

Viele Menschen reagieren jedoch oft viel zu heftig auf dieses Verhalten. Es ist bewiesen, dass einfaches Ignorieren und Wegdrehen die beste Methode ist, um dem Hund dieses Verhalten abzugewöhnen. Setzt/Legt er sich dann friedlich hin da er keine Aufmerksamkeit bekommen hat, wird er direkt belohnt. Normale Grunderziehung wie bei jedem Hund.

 

Bei Hundeküssen sollte man keine Allergie bekommen, denn der Saarlooswolfhund liebt seine Rudelmitglieder sehr und zeigt dies auch deutlich.

 

Viele Menschen neigen zur Überreaktion, wenn ihr Hund einen Fehler macht. Das   Fehlverhalten des Hundes – unabhängig der Rasse – sollte durch Ignorieren korrigiert werden.

 

AUSLASTUNG – KÖRPERLICH und GEISTIG

Der Saarloos hat ausgeprägte Laufeigenschaften und ist grundsätzlich ein kräftiger und ausdauernder Läufer. Müde oder erschöpft kennt der Saarlooswolfhund nicht. Es sind Hunde von mittlerer Bewegungsaktivität, können aber je nach Bedarf einiges an Kraft mobilisieren. Wieviel Auslauf Ihr Hund nun wirklich braucht hängt vom jeweiligen Charakter, dem Alter, den häuslichen  und  den  Lebensumständen des Tieres ab. Ein Saarloos muss nicht täglich stundenlang laufen.   

 

Die Spaziergänge sollten abwechslungsreich und interessant gestaltet werden. Gehorsamsübungen und Spiele können während des Spaziergangs für Abwechslung und Unterhaltung sorgen. Der Hund sollte lernen, sich auf den Menschen zu konzentrieren und nicht beispielsweise auf das Wild in der Hecke. Zudem ist es wichtig, dass man an verschiedenen Orten spazieren geht und nicht immer die gleiche Runde dreht. Viele Saarlooswolfhunde sind an ihnen unbekannten Orten erst einmal unsicher und gestresst von den vielen neuen Eindrücken und Umweltreizen. Auch dies muss geübt werden. Ein Leben lang.

 

Wenn die Tiere nicht ausgelastet werden, so verschaffen sie sich selbst eine Beschäftigung, die dem Besitzer jedoch in den seltensten Fällen gefällt. Während des Spaziergangs verschaffen sie sich dann ihre eigene Ablenkung, zB auf die Jagd gehen und gehorchen dann nicht, wenn man sie ruft. Zu Hause können unterforderte Tiere, besonders wenn man sie alleine lässt, durch überschüssige Energie und daraus resultierender Zerstörungswut große Schäden anrichten.  Nicht ausgelastete, unterforderte Hunde werden auch Kommandos nicht korrekt ausführen. So wird zB das „Gehen an lockerer Leine“, fast unmöglich, da die Tiere ihre überschüssige Energie erst einmal loswerden müssen.

 

Dies sind die Grundlagen einer erfolgreichen Erziehung für ein gutes  Zusammenleben mit dem Saarlooswolfhund. Beachtet man diese Grundlagen und damit auch die Bedürfnisse des Hundes, so wird er ein optimaler Familienhund, der sich seinem Familienrudel bestmöglich anpassen wird. Man gewinnt einen wunderbaren Freund.

 

ARBEITSHUND vs Familienhund vs SPORTHUND

Die Vorstellungen von Leendert Saarloos aus der Kreuzung von Schäferhund und Wolf einen optimalen Arbeitshund für möglichst alle erdenklichen Aufgaben, egal ob Schutzhund, Rettungshund, Blindenhund usw. zu züchten, haben sich nicht erfüllt.  Der natürliche Fluchttrieb des Wolfes hat den Angriffstrieb, welchen der Schutzhund braucht, verdrängt.

 

Die wesensfesten Rassevertreter, mit denen man eine  Zucht fortführen möchte, haben sehr viele positive Veranlagungen wie zB hohe Intelligenz, großes Selbstbewusstsein. Es wäre schade, diese Potentiale ungenützt zu lassen. Abhängig ist dies natürlich von den jeweiligen Besitzern und deren Einstellung zu bzw. Zeitaufwand mit dem Saarlooswolfhund. Der Saarloos liebt Sport und das Miteinander Arbeiten. Es gibt einige Saarlooswolfhunde, die eine Begleithundeprüfung bestanden haben und die Agility lieben.

 

Wichtig ist, nicht enttäuscht zu sein, wenn es beim eigenen Saarlooswolfhund etwas länger dauert, bis das gewünschte Ziel erreicht ist oder dieses überhaupt nicht erreicht wird. Man sollte sich das Ziel in kleine Etappen aufteilen und sich über jedes erreichte Ziel bzw. jedes  Erfolgsergebnis freuen.

 

Das Wesentliche ist und bleibt, dass man in seinem   Saarlooswolfhund einen tollen Partner hat, welcher treu ergeben ist und mit dem man viel Spaß haben kann, auch ohne dass er ein Arbeits- oder/und Sporthund ist.

 

BELLEN

Sie bellen wenig und sind ruhige Hausgenossen.

 

JAGDINSTINKT

Bei den meisten Hunderassen ist der Jagdtrieb vom Hundebesitzer nur schwer in den Griff zu bekommen. Besonders wenn ein Hund schon einmal einen Jagderfolg erzielte, ist ihm dieses Verhalten sehr schwer abzugewöhnen. In besonders wildreichen Gebieten, in Bereichen von Wildwechsel, in der Brunftzeit oder wenn Jungtiere da sind, sollte der Hund angeleint werden. Entscheidend ist, den Jagderfolg zu vermieden.

 

Der Saarlooswolfhund hat einen mit vielen anderen Hunderassen vergleichbaren ausgeprägten Jagdinstinkt oder Jagdtrieb, der jedoch beherrschbar ist.  Der Jagdtrieb des Saarlooswolfhund, vor allem im Rudel, ist nicht zu unterschätzen. Wie stark der Jagdtrieb  jedoch ausgeprägt ist, ist von Hund zu Hund verschieden und auch die Erziehung spielt natürlich eine große Rolle.

 

Ist dieser Jagdinstinkt nur schwer zu kontrollieren so ist diesem natürlich ständig entgegenzuwirken. Das kann über das Anbieten adäquater Ersatzhandlungen geschehen, zB spielerisches Futterjagen. Will man eine erfolgreiche Erziehungsarbeit leisten so sind absolute Konsequenz und die Arbeit an einer klaren Rangordnung in der Mensch-Hund-Beziehung   unanfechtbare Voraussetzungen. Wichtig ist, dass man bei ausgeprägtem Jagdinstinkt den nicht angeleinten Hund immer im Auge behält und jeden kleinsten Ausflug in die Hecke konsequent unterbindet. Der Hund muss jederzeit wissen, dass man ihn sieht. Dies sollte im Hinblick auf eine artgerechte Hundehaltung unbedingt angestrebt und erreicht werden. Der Spaziergang mit einem freilaufenden Hund ist dann kein Problem. Aber es gibt viele Saarloos die ohne Leine laufen gelassen werden können, da geringer Jagdinstinkt.

 

Wenn Sie einen Hund ohne oder mit nur wenig ausgeprägtem Jagdtrieb suchen, sollten Sie von dieser Rasse Abstand nehmen.

 

STUBENREINHEIT

Ein Welpe, egal welcher Rasse, kann sein Notdurft nicht halten. Der Saarlooswolfhund-Welpe braucht länger als manch andere Welpen um stubenrein zu werden. Hier benötigt man, je nach Ausprägung dieses Verhaltens,  sehr viel Geduld.

 

Schon der Züchter ist hier gefordert.  Er kann  den Grundstein dafür legen, dass die Welpen ihre Notdurft im Freien verrichten. Das bedeutet, die Welpen sind an einen Lebensrhythmus zu gewöhnen, beispielsweise:  schlafen – gassi, etc.  und sie bei Bedarf sofort in den Garten zu bringen. Insbesondere nach dem Fressen muss er meist sofort nach draußen. Diesen Lebensrhythmus sollte auch der Welpenbesitzer fördern.

 

Wird man diesen Lebenssituationen gegenüber dem Tier nicht gerecht, so ist der Mensch und nicht der Welpe schuld an dem folgenden Umstand. Es folgt kommentarloses Wegputzen.  Wenn man den Welpen jedoch dabei erwischt, zeigt ihm ein scharfes „Nein“ oder „Aus“, dass er etwas falsch gemacht hat und sofort, wenn möglich, sollte man mit ihm in den Garten.

 

Irgendwann wird auch der Saarlooswolfhund anzeigen, wenn er raus muss und ist stubenrein.

 

(4)SOZIALISIERUNG

 

Es soll sich folgend nur um einen Leitfaden handeln. Grundsätzlich ist dieser für alle Hunderassen gültig, es wird aber natürlich speziell auf den Saarloos eingegangen.

 

Bei allen Hunden, in die der Wolf neu eingekreuzt wurde, ist ein sehr unterschiedliches Wesen und Verhalten festzustellen, das von  "hundeähnlich" bis hin zu "wolfsähnlich", also   scheu und reserviert reicht. Da der Saarlooswolfhund sehr wolfähnlich ist, konnte er dem Ehrgeiz nicht gerecht werden konnte, der "bessere Deutsche Schäferhund" zu sein.

 

Es benötigt  eine sehr frühe Sozialisierung mit dem und durch den Menschen. Hundeverstand und viel Liebe und Geduld sind bei der Erziehung von Nöten, um diesen sensiblen Hund nicht dauerhaft zu verstören und/oder zu verschrecken. Ob er als Anfängerhund geeignet ist oder nicht, hängt nicht nur vom Saarloos sondern sehr von seinen Bezugspersonen ab.

 

Der Saarloos hat grundsätzlich ein sicheres Sozialverhalten und ist kein Einzelgänger. Er besitzt dem Menschen gegenüber keinen Angriffstrieb und ohne in Bedrängnis zu sein,  sehen sie sich nicht dazu bewegt, dem Menschen Schaden zuzufügen. Der Saarlooswolfhund ist auch durch die Einkreuzung des Wolfes nicht gefährlicher als andere Hunderassen.  Wölfe sind grundsätzlich nicht aggressiv sondern scheue Wildtiere, welche den Kontakt zum Menschen meiden.

 

Sozialisierung an die  Umwelt

Als Sozialisation des Hundes bezeichnen wir im  Zusammenhang mit der Hundeerziehung das gezielte Gewöhnen des Hundes, des Welpen  an alle möglichen Situationen und Umstände und verschiedene Umweltreize während der ersten Lebensmonate. Alles, was der Hund in dieser Zeit erlebt, prägt sich ihm sowohl positiv als auch negativ ein. Ein gut sozialisierter Hund ist ein angenehmer Begleiter, er rauft nicht, verfolgt keine Jogger, fährt problemlos Auto, Bus oder Bahn, steigt Treppen, hetzt keine Weidetiere usw.Nur gut sozialisierte Welpen können im Erwachsenenalter sozialverträgliche Hunde werden. Alles, was Ihrem Hund im Laufe seines Lebens begegnen könnte, sollten Sie ihm möglichst gezielt und kontrolliert bereits als Welpe im Rahmen der grundlegenden Hundeerziehung vorstellen und ihm die Gelegenheit der Gewöhnung und der Sozialisation geben.

 

Dazu gehört unter anderem, jedoch nicht nur: 

  • Kinder und fremde Menschen,
  • Hunde und andere Tiere,
  • Jogger und Radfahrer,
  • Menschenmengen,
  • verschiedene Böden, Treppen, Aufzüge und Brücken,
  • Restaurant,
  • Straßenverkehr – Verkehrsgetümmel,
  • Autofahren, Bus- bzw. Zugfahren,
  • Wasser.
  • Die Gewöhnung an verschiedene optische und akustische Umweltreize. zB verschiedene Haushalts- und Gartengeräte, Martinshorn, Knallgeräusche.

Somit am besten alles was der Hund in seinem neuen Leben kennenlernen soll bzw. was ihr persönlicher Lebenswandel mit sich bringt.

 

Schlecht sozialisierte Hunde haben dann grundsätzlich große Probleme, sich in einer vom Menschen geprägten, für den Hund oft zu lauten und zu stressigen Umwelt zurechtzufinden und zeigen daraus resultierend oft ängstliche und/oder aggressive Verhaltensmuster. Somit ist gerade beim Saarlooswolfhund aufgrund seines vom Wolf geerbten Fluchttriebes eine gute Sozialisierung besonders wichtig.

 

Der Saarloos ist ein in fremden Situationen schnell zur Flucht neigendem Tier. Dadurch  stellt er den Hundebesitzer oft vor große Probleme. Der Fluchttrieb bestimmt dann alles und der Hund ist nicht  in der Lage, ein Kommando zu befolgen. Dementsprechend erschwert diese Verhaltensweise eine zuverlässige und dauerhafte Erziehung des Hundes. Der Fluchttrieb ist für das Wildtier Wolf überlebensnotwendig und sehr tief in seinem Wesen verankert. Deshalb sollte beim Saarloos von Beginn an  auf die Gewöhnung an fremde Menschen und an verschiedenste Dinge des täglichen Lebens größter Wert gelegt werden. So kann der Saarloos in eine Familie integriert und artgerecht gehalten werden, sowie am Familienleben teilhaben. Zum Zusammenleben mit seinen Menschen gehört auch, dass der Saarlooswolfhund ohne Stress zu anderen Menschen oder in belebte Gegenden mitgenommen werden kann.

 

Weiters ist auch zu beachten und zu bedenken, dass in Notfällen und/oder Zwangslagen der Saarloos auch zeitweise bei anderen Menschen untergebracht werden kann. Auch diese sollten dann stressfrei mit dem Saarloos zurechtkommen. Man sollte vom Welpenalter an bestimmte „fremde“ Bezugspersonen haben.

 

Um allen Umweltanforderungen gerecht zu werden ist es unerlässlich, den Saarlooswolfhund optimal zu sozialisieren.

 

Zeitraum zur Erforschung der Umwelt und Sozialisierung

Der  Zeitraum im Leben eines Welpen zur optimalen  Sozialisierung liegt zwischen der 4. Und 16. Lebenswoche, die sogenannte Sozialisierungsphase. Dies ist jedoch nur eine Richtlinie und man darf diese Angaben nicht zu statisch sehen, denn es gibt   rassetypische und     individuelle Unterschiede. Eine allgemeingültige Darstellung bzw. Fixierung der Hundeentwicklung ist nicht möglich.

 

Züchter  

Beim Züchter wird   der Grundstein bzw. das Fundament für die Verhaltensentwicklung des Welpen gelegt. Die Welpen sollen im Haus mit der Familie, dem „Rudel“ aufwachsen, so dass sie von Geburt an relativ  beiläufig mit verschiedenen optischen und akustischen Reizen konfrontiert werden und damit das Alltagsleben in der Familie kennen lernen. Selbstverständlich und essentiell erforderlich ist natürlich der Kontakt zur Mutter und zu den Wurfgeschwistern Ein gut sozialisierter Welpe hat hinreichend Kontakt zur Züchterfamilie, zur neuen Besitzerfamilie, zu fremden Menschen aller Altersstufen zB auch Kinder und wenn möglich zu anderen vierbeinigen Lebewesen, zB Besucherhunden (Impfschutz und Grundimunisierung sind natürlich zu beachten). Diese Kontakte MÜSSEN beim Welpen unbedingt immer positiv belegt werden.

 

Die Welpen werden  im Alter von ca. 4 Wochen das Welpenlager verlassen und ihre Umwelt erkunden. Sie sollten unbedingt dazu die Möglichkeit sowohl im Haus als auch im Garten haben. Auch soll der  Züchter schon kleinere Ausflüge mit den Welpen unternehmen. Speziell beim Saarloos ist die langsame Gewöhnung an das Autofahren eminent wichtig. Die meisten Saarlooswolfhunde haben große Probleme mit dem Autofahren (Übelkeit und somit Erbrechen, enormes sabbern),  weshalb schonende und natürlich positiv besetzte Fahreinheiten mit dem Auto sowohl dem Saarloos als auch dem zukünftigen Besitzer viel Stress und Strapazen ersparen können.

 

Ideal und sehr wünschenswert sind Besuche vom späteren Welpenbesitzer vor der Abgabe, wenn es die örtliche Distanz zulässt.

 

Welpenbesitzer

Der Welpe kommt in das neue Zuhause und nun trägt der Welpenbesitzer die Verantwortung.

 

Die Sozialisierung ist gerade in den ersten Lebensmonaten am wichtigsten. Natürlich hat man auch später noch Zeit für Sozialisierungsübungen. Jedoch wird die Sozialisierung mit zunehmendem Alter des Hundes schwieriger.  Eine verpasste oder falsche und inkonsequente Sozialisierung im Welpenalter kann später meist nur schwer aufgeholt werden.

 

Wichtig ist, den Schwierigkeitsgrad der Übungen zur Sozialisierung für den Hund langsam zu steigern. Die Übungen müssen dosiert werden,  in Bezug auf die Zeitdauer und auf den Schwierigkeitsgrad. Der Welpe bzw. Junghund darf nicht überfordert werden. Daher beginnt man mit kurzen Ausflügen in wenig belebtes Gebiet und steigert etappenweise  und gemächlich die Eindrücke und Reize, die auf den Hund einwirken. Die Übungseinheiten sollen unbedingt vom Jungtier positiv besetzt werden.

 

Reagiert der Welpe/Junghund bei einer Übung mit Stresssymptomen, so sollte er auf keinen Fall getröstet oder gestreichelt werden. Dadurch werden seine Angst oder derart ähnliche Reaktionen nur noch verstärkt bzw. man bestärkt dieses Verhalten.  Am besten gar nicht beachten. Vergleich zur Mutterhündin:  beobachtet man die Reaktion der Mutterhündin auf das Angstverhalten ihres Welpen, erkennt man, dass sie nur bei real bestehender Gefahr   sich schützend vor ihren Welpen stellt. Sieht die erfahrene Mutterhündin hingegen keine Gefahr, so beachtet sie die Unruhe bzw. das Angstverhalten des Welpen überhaupt nicht. Dadurch zeigt die Mutterhündin dem Welpen, dass keine Gefahr besteht. Dieses Verhaltensmuster sollte nun auch der Mensch anwenden.

 

Ständige Wiederholungen und Konfrontation bestimmter, für den Saarloos ad hoc abschreckende Alltagssituationen sind sehr wesentlich, bis er erlernt hat, dass keine Gefahr besteht. Dies erfordert bei manchen Saarlooswolfhunden einiges an Geduld. Auch darf man sich vor Rückschlägen nicht aus der Ruhe bringen lassen.

  

Der Mensch muss als souveräner Rudelführer auftreten und sollte in jeder Situation, wenn denn möglich besonnen, ruhig und gelassen reagieren. Gewaltakte, lautes agieren wie zB schimpfen, schreien oder an der Leine zerren vernichtet das Vertrauen des Hundes in die Führungsqualitäten seines Menschen als Rudelführer.

 

Welpenspielgruppe

Der sofortige Besuch, also so bald als möglich nach Übernahme des Welpen, einer anerkannten und guten Hundeschule bzw. Welpenspielgruppe ist enorm  wichtig für eine gute und gesunde Sozialisierung, sowohl in Bezug auf fremde Menschen jeder Altersklasse als auch auf Artgenossen. Man soll nicht unbedingt darauf warten, bis  der Welpe komplett durchgeimpft ist. Demzufolge würde man den wertvollsten Sozialisierungszeitraum ungenutzt vergehen lassen.

 

Der Sinn und Zweck einer Welpenspielgruppe ist so natürlich wie wichtig: die Welpen   können hier mit ihren Artgenossen herumtoben und spielen. Sie erfahren durch den Kontakt und das Zusammentreffen mit den anderen Welpenbesitzern positive Eindrücke von fremden Menschen jeder Altersgruppe. Denn hier sind meistens auch sehr viele Kinder.

 

Der jeweilige Hundetrainer sollte jedoch die Rasse und damit die Eigenarten des Saarlooswolfhundes kennen. Leider ist dies jedoch oft nicht der Fall. Oftmals muss man selbst Aufklärungsarbeit über die Rasse leisten und kann nur hoffen, dass der jeweilige Hundetrainer sich das zu Herzen bzw. ernst nimmt.   Es sollten auch einige Übungen für den Saarlooswolfhund anfangs eventuell etwas umgeändert und modifiziert werden (zB durch den Tunnel laufen), wenn man erkennt, dass der Welpe damit überfordert wird. Man kennt seinen Welpen am besten, und man weiß auch, bei welchen Übungen er nicht wirklich glücklich ist. Man ist auf alle Fälle als  Saarloosbesitzer sehr gefordert. Der junge Welpe darf nicht überfordert werden. Vielleicht auch öfter eine Pause zum Durchschnaufen einlegen.

 

Eine Welpenspielgruppe ersetzt  nicht die Umweltsozialisation, die durch den neuen Besitzer jetzt regelmäßig stattfinden soll.

 

Alltag

Es gibt verschiedene Übungen für das Alltagsleben zur Sozialisierung. Sie sollen hier nur fakultativ erläutert werden und als Anregung dienen.

  •   Parkbank: Sich auf eine Bank  setzen (Park, Fußgängerzone, anfangs etwas abseits) und dem Welpen die Möglichkeit geben,  über längere Zeit das Treiben um sich herum zu beobachten.
  •   Spaziergänge verschiedenster Art: beispielsweise:

-   Spaziergang im Park und/oder Tierpark:   Spaziergänge mit Welpen sollten aufgrund des Knochenwachstums anfangs maximal nur ca. 10-15 Minuten dauern.

-   Spaziergang mit Freunden und anderen Hundebesitzern.

-   Spaziergang zuerst in ruhigem Wohngebiet, dann langsam steigernd in belebteren Gebieten.

-   Spaziergang in einer Fußgängerzone: anfangs wenn wenig los ist, langsam steigernd. 

  •  Besuche verschiedenster Art: beispielsweise:

-   Besuch bei Freunden in fremder Umgebung: fremdes Haus, fremde Wohnung und fremder Garten. Somit neue Reize und neue Gerüche.

-   Besuch beim Tierarzt: anfangs nur zum Kennenlernen, Hallo sagen. Motto: Meet and Great.

-   Besuch eines Einkaufszentrums.

-   Besuch eines Restaurants, sofern Hunde gestattet sind. Auch beachten, ob der Welpe bereits Stubenrein ist.

-   Besuch einer Welpenspielgruppe. Sehr wichtig!!! 

  •  Auto fahren: beginnend mit kurzen Distanzen. 

Ein Hund, egal welcher Rasse  muss aber nicht immer überall mitgenommen werden, wenn es für ihn unzumutbar wird. Beispielsweise Bierzelt.

 

Eine artgerechte und korrekte Sozialisierung erfordert bei Welpen und Junghunden  sehr viel Zeit und Ausdauer. Es gibt kein allgemeingültiges Schema. Wichtig sind auf alle Fälle Geduld, Ruhe und Souveränität des Hundehalters. Für eine erfolgreiche Sozialisierung sind häufige Wiederholung verschiedener Alltagssituationen ohne Überforderung des Hundes und die eigene richtige Reaktion auf möglichenfalls auftretendes Fluchtverhalten wichtige Voraussetzungen.  Essentiell notwendig ist auch, dem Saarlooswolfhund die Zeit und die Chance zu geben, seine Umwelt zu erkunden.

 

Wurde auch nur ein Teil dieses Leitfadens eingehalten hat man sehr viel erreicht.  Der Saarloos hat erlernt verträglich, friedfertig und aufgeschlossen mit fremden Personen, Kindern und anderen Haustieren umzugehen. Er ist sohin ein angenehmes Familienmitglied und einen wunderbaren Partner.  Die Mühe und der Zeitaufwand einer guten Sozialisierung lohnen sich allemal.   Der ausgewachsene  Saarlooswolfhund wird somit fremden Menschen und unbekannten Situationen gegenüber eventuell etwas reserviert, aber keinesfalls scheu oder ängstlich begegnen.

 

(5) ERZIEHUNG

 

Erziehungsrelevante Faktoren

Der Saarlooswolfhund ist konsequent mit viel Liebe und noch mehr Geduld zu erziehen. Konsequenz hat nichts mit Strenge zu tun!  Der Saarlooswolfhund zeigt die Vorsichtigkeit und das schnelle Reaktionsvermögen eines Wolfs, gepaart mit der Anhänglichkeit und Treue des Hundes. Jedoch darf man Gehorsam vom Welpenalter an nicht erwarten.

 

Vorbedinung: Sozialisierung

Eine gute Sozialisierung ist Vorbedingung für eine erfolgreiche Erziehung. Es gibt unzählige Erziehungsphilosophien. Hier soll jedoch bewusst darauf verzichtet werden, die eine oder die andere Methode in den Vordergrund zu stellen. Viele Wege führen  zum Ziel. Es sollen lediglich einige Grundlagen für den Umgang mit dem Saarlooswolfhund in der Erziehungsarbeit beschrieben werden und es wird versucht, auf die Besonderheiten dieser Tiere einzugehen.

 

Es ist leicht, einem Saarlooswolfhund ein Kommando beizubringen, denn schon nach wenigen Wiederholungen hat er verstanden, was man von ihm will und kennt den Befehl. Seine große Intelligenz hat der Saarlooswolfhund von seinem Stammvater, dem Wolf, geerbt. Durch die große Intelligenz und Eigenständigkeit in seinem Wolfserbe ist vom Saarlooswolfhund jedoch kein sklavischer Gehorsam zu erwarten. Saarlooswolfhunde sind sehr eigenständige Tiere. Es entsteht oft der Eindruck, dass der Saarlooswolfhund mitdenkt und sich im Zweifelsfall lieber auf sich selbst, als auf seinen Menschen verlässt. Viel schwerer als das Beibringen eines Kommandos ist also, dass der Saarlooswolfhund einen Befehl auch zuverlässig ausführt, besonders wenn er gerade keine Lust dazu hat.

 

Ebenfalls auf das Wolfserbe des Saarlooswolfhund zurückzuführen ist die angeborene Scheuheit gegenüber Unbekanntem. Diese Charaktereigenschaft erschwert die Erziehung des Hundes. Extrem scheue Tiere (wie zum Beispiel Wölfe) sind praktisch unerziehbar, da der für das Überleben eines Wildtieres lebensnotwendige Fluchttrieb alles überwiegt. Diese genetisch fixierte Scheu haben alle Saarlooswolfhunde in sich, sie ist jedoch bei den einzelnen Tieren unterschiedlich stark ausgeprägt. Es gibt sowohl „freie“ Tiere, deren Fluchttrieb nur gering ausgeprägt ist, als auch scheue Tiere mit stark ausgeprägtem Fluchttrieb und alle Abstufungen dazwischen. Nur durch eine optimale Sozialisierung kann bei scheuen Tieren das Fluchtverhalten eingedämmt werden. 

 

Soziale Ordnung in der Mensch-Hund-Beziehung

Der Hund versteht den Menschen durch dessen Stimme und Körpersprache. Diese zwei Faktoren müssen vom Menschen richtig, eindeutig und damit für den Hund verständlich eingesetzt werden.

 

Um dem Hund im täglichen Leben die Führungsqualitäten zu zeigen, sind Kenntnisse im Hunde- und Wolfsverhalten von großem Nutzen. Der Mensch sollte wissen, wie sich ein gutes Leittier verhält und ganz konsequent, durch den Einsatz seiner Stimme und seiner Körpersprache, seine Qualität als Rudelführer immer wieder unter Beweis stellen. Dabei muss er im täglichen Leben sowohl die Pflichten als auch die Rechte des Leittieres übernehmen. Nur dann wird der Hund den Menschen ernst nehmen und seinen Befehlen gehorchen.

 

Der Saarlooswolfhund zeigt infolge seines wölfischen Erbes noch ein sehr ursprüngliches Verhalten. Er hat eine ausgeprägte Mimik und versteht die Hundesprache sehr gut. Dementsprechend beobachtet er die Mimik, Körpersprache und Stimmungslage des Menschen sehr genau und registriert schnell die Mangelhaftigkeiten, die sein Alphatier/Leittier macht. Mangelnde Führungsqualitäten des Leittiers haben immer Gehorsamsverlust zur Folge. Der Hund verweigert Kommandos und wird versuchen, immer mehr Privilegien für sich zu vereinnahmen.

 

Der Mensch als ruhige und souveräne Leitfigur

Für den Saarlooswolfhund, der durch Reizüberflutung und unbekannte Situationen leicht in Stress gerät ist es besonders wichtig, dass sein Mensch immer die Nerven behält, besonnen reagiert und die Ruhe bewahrt. Dies betrifft vor allem noch junge, unerfahrene Saarlooswolfhunde aber auch schlecht sozialisierte ältere Tiere.

 

Schon das einfache Vorbeigehen an fremden Menschen beim Spaziergang kann Stress auslösen. Wenn der Hund in Stresssituationen an der Leine zieht, weil er flüchten will, verstärkt man seinen Stress nur, wenn man mit aggressivem oder verärgertem an der Leine ziehen reagiert. Der Hundebesitzer sollte in solchen Situationen ruhig weitergehen. Wenn der Hund flüchten will, sollte er stehen bleiben und abwarten, bis sich das Tier etwas beruhigt hat. Falls der Hund in solchen Situationen auf Belohnungen, Fressen oder Spielzeug reagiert,  ist das sehr gut. In den meisten Fällen werden Ablenkungsmanöver dieser Art leider nicht funktionieren. Man muss für seinen Hund herausfinden, worauf er sehr positiv reagiert.

 

Gerade bei einem so sensiblen Hund wie dem Saarlooswolfhund ist es sinnvoll, anfangs eine gewisse Distanz zu Fremdpersonen einzuhalten. Dadurch kann er   das entspannte Passieren von fremden Menschen erlernen, ohne dass sein Fluchttrieb zum Tragen kommt. Nach und nach kann dann die Distanz zu Passanten verringert werden. Der Hund muss durch Erfahrung lernen, dass von fremden Menschen keine Gefahr ausgeht und ihm nichts passiert, wenn er sich in ihrer Nähe aufhält.  Bei älteren, erfahrenen und gut sozialisierten Tieren ist das dann meist kein Problem mehr. Es  gibt einige, ausgesprochen gelassene Saarlooswolfhunde. Das kann allerdings einige Zeit dauern und muss konsequent geübt werden, dazu wichtig ist eben die Sozialisierung. Keinesfalls sollte man versuchen, den Hund in Stresssituationen zu beruhigen und zu trösten, da dies sein Verhalten nur verstärken würde.

 

Gewaltfreiheit

Gewalt ist bei der Erziehung des Saarlooswolfhundes und aller Hunde strikt abzulehnen.

 

Durch den Einsatz von Gewalt disqualifiziert man sich, nicht nur  in den Augen des Hundes,  als kompetente Leitfigur. Betrachtet man ein frei lebendes Wolfs- oder Hunderudel, dann erkennt man deutlich, dass gerade das Alphatier die wenigsten aggressiven Verhaltensweisen zeigt. Ein guter Alpha zeichnet sich durch genau gegenteiliges Verhalten aus: er verhindert Auseinandersetzungen und wird nur im absoluten Notfall aggressiv.

 

Aber nicht nur der Einsatz körperlicher Gewalt ist strikt abzulehnen. Auch Stachel- und Würgehalsbänder sind kein akzeptables Mittel in der Hundeerziehung und bewirken genau das Gegenteil von dem, was man mit ihnen erreichen will. Durch die zugefügten Schmerzen reagieren viele Hunde mit Angst oder Aggression. Elektroschockhalsbänder bergen durch eventuelle Fehlverknüpfungen des Hundes große Gefahren in sich und sind absolut unvereinbar mit dem Tierschutzgedanken. Wer eine echte Beziehung zu seinem Hund aufgebaut hat, der braucht solche sinnlose Qualmittel nicht. Da funktioniert die Partnerschaft,  oft auch ohne Worte.

 

Konsequenz

Beobachtet man die Menschen in der Hundeschule, so fällt sofort auf, dass kaum jemand die gelernten Kommandos korrekt anwendet. Die konsequente Anwendung klarer, eindeutiger und kurzer Befehle fällt vielen Menschen schwer. So ist es oft nicht verwunderlich, dass der Hund bei diesem Befehlschaos gar nicht weiß, was sein Besitzer eigentlich von ihm will und den Befehl nicht korrekt ausführen kann. Befehle soll man dann geben, wenn sie aus der Situation heraus erforderlich sind. Hat man einen Befehl richtig und für den Hund verständlich gegeben, so muss der Hund ihn auch befolgen. Es ist wichtig, dass man jeden Befehl auch durchsetzt, andernfalls lernt der Hund nur, dass man folgen kann oder auch nicht.

 

Motivation

Um einen Saarlooswolfhund zur begeisterten Ausführung von Erziehungsübungen zu motivieren, muss man sich oft einiges einfallen lassen. Die Aufmerksamkeit des Saarlooswolfhundes auf sich zu ziehen und Kontakt zu ihm aufzunehmen ist oft schwer, da er sehr schnell durch kleinste Umweltreize abgelenkt ist. Zudem verliert er schnell die Lust an den Übungen, denn er sieht keinen Sinn darin, mehrmals hintereinander gleiche Befehle auszuführen. Man beendet am besten   die Trainingseinheit  nach einer korrekt ausgeführten Übung.

 

Erzwingen kann man beim Saarlooswolfhund nichts. Aber mit Fantasie und Abwechslung  kann man manches erreichen. Man sollte die Kommandos nicht mit verbissenem Ernst einüben, sondern ganz locker und mit Spaß an die Sache herangehen. Es ist vielfach zu beobachten, dass lustige Übungen, beispielsweise die Rolle oder Agility zuverlässig und begeistert ausgeführt werden. Denn derartige Übungen werden, im Gegensatz zu ernsten Übungen, zB „Fuß“ meist locker, mit Spaß und nicht mit verbissenem Ernst trainiert.

 

Die Übungen sollten immer wieder durch Spiel und Ruhephasen sowie Belohnungen unterbrochen werden. Der Hund will für die gute Leistung belohnt werden und es stellt einen Anreiz für eine weitere Zusammenarbeit mit dem Menschen und erhöht den Gehorsam.   

 

Auch verbales Lob mit heller, freudiger Stimme und eine korrekt eingesetzte Körpersprache des Menschen sowie Kraulen motiviert den Saarlooswolfhund, ein Kommando auszuführen. Dabei kann man seiner Begeisterung schon beim ersten Ansatz des Hundes, das Kommando auszuführen, Ausdruck verleihen. Beispiel: ruft man den Hund mit „Hier“ zu sich, kann das begeisterte Lob schon beim Losrennen des Hundes in die richtige Richtung beginnen. Angespornt durch die Begeisterung seines Menschen wird der Hund dann noch schneller kommen. Das korrekte Timing ist beim Lob entscheidend.