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Der Begründer dieser noch jungen Hunderasse Saarlooswolfhund war der Niederländer Leendert Saarloos (* 16.11.1884, † 13.01.1969).

 

Herr Leendert Saarloos liebte die Natur und die Hunde. Er fand moderne Hunde – eben den Deutschen Schäferhund – bereits zu stark degeneriert und zu vermenschlicht und beabsichtigte, in diese Rasse die "natürlichen" bzw. naturnahen Eigenschaften sowie natürliche Resistenz gegen Krankheiten zurück zu züchten, die zu einem großen Teil verloren gingen, um einen besseren Gebrauchshund  zu erhalten, welcher aber auch die natürlichen Veranlagungen des Wolfes in sich trägt.

 

Dazu kreuzte er einen Wolf in die Rasse ein. Durch die Kreuzung von Wolf und Hund wollte er eine robuste, gesunde und nicht degenerierte Hunderasse schaffen, die durch große Intelligenz und Aufmerksamkeit gekennzeichnet ist und sich deshalb rasch zum Gebrauchshund ausbilden lässt.  Sein Zuchtgrundsatz und größtes Ziel war die Zurückgewinnung der naturnahen Eigenschaften der Hunde, wobei ihn vor allem die Förderung der guten Charaktereigenschaften seiner Tiere interessierte, ihr Aussehen fand bei seiner Zucht weniger Beachtung. Wie auch beim Tschechoslowakischen Wolfhund erwies sich diese Kombination aber bei vielen Abkömmlingen als störend für den Diensteinsatz. Diese Hunde taten sich schwer mit der Bindung an den Menschen, sie waren scheu, schreckhaft und schwer abzurichten.

 

Zur Gründung seiner Rasse kreuzte er in den 1930er Jahren die europäische Wölfin Fleur, die aus dem Tiergarten Blijdorp in Rotterdam stammte und aus dem sibirischen Zweig des Europäischen Typus (1932) abstammte mit dem Deutschen Schäferhundrüden Gerard van Fransenum, einen Hund von klassischem preussischem Typus. Leendert Saarloos begann seine Zucht mit strenger Selektion der Nachkommen. Erst aus dem zweiten Wurf von Fleur und Gerard wählte er eine Hündin aus, die er nochmals mit Gerard verpaarte. Diese Rückkreuzung auf den Vater verschafften ihm eine Basispopulation von Tieren mit ca. 25% Wolfsblut, die er Europese Wolfhond (Europäischer Wolfhund) nannte. Seinen Kennel, der heute von seiner Tochter Marijke Saarloos weitergeführt wird, nannte er „Van de Kilstroom“. Im Verlaufe der folgenden experimentellen Phase entstand unter strenger Selektion die neue Rasse,  Europäische Wolfhund.

 

Im Laufe der Jahre haben die beiden 28 Welpen hervorgebracht, wovon Leendert Saarloos aber nur drei als tauglich für die Zucht auswählte. Auf Anraten des niederländischen Genforschers Dr. L. Hagedorn wurden im Laufe der Jahre auch Bruder und Schwester verpaart, die wiederum ihre Vorzüge in Charakter und Gesundheit ihren Nachkommen vererbten. Im Hinblick auf den Charakter selektierte Leendert Saarloos streng, da er  einen Gebrauchshund züchten wollte.

 

Entgegen von Saarloos‘s Zuchtziel, der Schaffung eines im Vergleich zum Schäferhund besseren Gebrauchshundes, erwies sich das Abrichten seiner Tiere jedoch als sehr schwierig. Der Grund hierfür war, dass sich in ihrem Wesen der Fluchttrieb des Wolfes als erblich dominant gegenüber dem Angriffstrieb des Schäferhundes herausstellte. Extrem scheue Tiere mit großem Fluchttrieb sind praktisch nicht erziehbar, da diese, für das Wildtier überlebensnotwendigen Eigenschaften alles überwiegen. Sie können durch keine Erziehung (und wenn überhaupt nur durch optimale Sozialisierung und sehr gute Bindung an den Menschen) abgemildert werden.

 

Im Jahr 1942 machte Leendert Saarloos eine erste Anfrage beim „Raad van Beheer op kynologisch gebied in Nederland“, der übergreifenden Organisation auf kynologischem Gebiet in den Niederlanden, um die Anerkennung seiner Kreuzungen als Rassehund zu erhalten. Seine Anfrage wurde jedoch abgelehnt, da die Hunde zu inhomogen (uneinheitlich) waren und da eine der wichtigsten Anforderungen der damaligen Zeit, die Eignung der Tiere als Gebrauchshund wegen ihrer Scheuheit kaum gegeben war.

 

Daraufhin selektierte Saarloos seine Tiere nochmals verstärkt nach ihren Charaktereigenschaften,  immer in Bezug auf ihre Eignung als Gebrauchshund (dh ihrer Erziehbarkeit) und tatsächlich konnten in den 1950er und Anfang der 1960er Jahre einige seiner Tiere als Rettungshunde, Polizeihunde sowie Blindenhunde eingesetzt werden. Da auserlesene Tiere dieser neuen Rasse als Blindenführhunde gute Dienste leisteten, hielt man sie zunächst zu dieser Arbeit geeignet. Die Scheuheit, die heute wieder häufiger auftritt, war damals - aufgrund von Saarloos strenger und ausschließlicher Zuchtauswahl - weniger vorhanden.

 

Viele der sich inzwischen um Leendert Saarloos sammelnden Rasseliebhaber stimmten jedoch vehement für die erneute Einkreuzung einer Wölfin, da sie das wölfische Aussehen der Tiere auffrischen und verstärken wollten. Sie legten im Gegensatz zu Saarloos‘ Zuchtgrundsatz mehr Wert auf das wolfsartige Aussehen als auf den Charakter der Tiere. Somit  ließ sich Herr Saarloos dazu überreden, nochmals eine Wölfin, die er ebenfalls Fleur (eben Fleur II) nannte, zur Zucht zu benutzen. Wie viele Wölfinnen insgesamt von Leendert Saarloos zur Zucht eingesetzt wurden, ist nicht genau bekannt. Sicher ist, dass die letzte Wölfin 1963 eingekreuzt wurde.

 

Obwohl Herr Saarloos anfangs nur schwer von der erneuten Einkreuzung von Wolfsblut zu überzeugen war, stimmte er der Verbindung von Fleur und seinem Wolfhund Yro van de Kilstroom zu, da er hoffte, durch die Einkreuzung die inzwischen auftretenden Inzuchtprobleme in den Griff zu bekommen.  Die Befürchtung, dass durch die vermehrte Zufuhr von Anteilen an Wolfsblut bzw. erneute Einkreuzung des Wildtieres, die Nachkommen dadurch wieder schwerer erziehbar werden, da diese scheuer und somit als Gebrauchshund wieder weniger geeignet werden, bestätigte sich. Die Scheuheit der Tiere nahm wieder zu. Die direkten Nachkommen von Fleur und Yro waren als Gebrauchshund ungeeignet und auch als Familienhund schwer zu halten. Mit der Zeit verlor sich somit das Gebrauchserbe des Stammvaters Gerard - die Gebrauchshundeeigenschaften - und die Rasse verlor damit endgültig ihre Eignung als Gebrauchshund.

 

Heute ist der Saarlooswolfhund im Rassestandard beschrieben als Familienhund, der als Gebrauchshund nicht einsetzbar ist.  Zitat Rassestandard: „Verwendung: Der Saarlooswolfhund ist nicht in Hinsicht auf eine besondere Dienstleistung gezüchtet worden; er besitzt Eigenschaften, die es ihm ermöglichen, ein treuer und zuverlässiger Gesellschafts- und Haushund zu sein“.

 

Im Jahr 1963 stellte Leendert Saarloos beim Raad van Beheer einen zweiten Antrag auf Anerkennung seiner Tiere als Rassehunde, welcher wiederum abgelehnt wurde. Einerseits war die Lobby um den Schäferhund  zu stark war. Man sah im Saarlooswolfhund eine Bedrohung für den guten Namen des Deutschen Schäferhundes. Und andererseits forderte Herr  Saarloos, dass alle Hunde auch nach der Anerkennung durch den Raad van Beheer sein Eigentum bleiben (und auch die Nachkommen auf seinen Namen registriert werden).

 

Als Leendert Saarloos 1969 im Alter von 84 Jahren starb hatte er eine neue Rasse geschaffen den "Europäischen Wolfhond". Nun folgten Jahre unsachgemäßer und unkontrollierter Zucht.

 

Das Erbe von Leendert Saarloos, „kein Gebrauchshund, aber ein Hund mit naturnahen Eigenschaften“, wurde am 05.07.1975 als Rasse anerkannt, jedoch erst nach Leendert Saarloos Tod. Die Rasse wurde vom Raad van Beheer offizielle anerkannt und damit seine Schöpfung posthum gewürdigt. Im Jahr 1981 erfolgte die Anerkennung der Rasse durch die F.C.I.. Bei der Anerkennung wurde der Name der Rasse von Europese Wolfhond in Saarlooswolfhund bzw. in der Mehrzahl in Saarlooswolfhunde geändert.

 

Beispiel Deutschland:  Wann der allererste Saarloos nach Deutschland kam (ca. 1980) ist nicht genau bekannt. 1987 wurde  der erste  Saarloos Wolfhund ins VDH Zuchtbuch eingetragen. Im Jahr 1989  wurde die erste Zuchtstätte in Deutschland angemeldet. Seit her wird der Saarloos Wolfhund in Deutschland gezüchtet. Das Zuchtziel ist ausgerichtet auf  einen   wesensfesten und robusten Familienhund mit dem äußeren Erscheinungsbild eines Wolfes gezüchtet.

 

Durch die Zusammenarbeit von Züchtern und Rasseliebhabern dieser Tiere besteht die Hoffnung, diese Rasse zu erhalten und weiterzubringen. Man kann nur hoffen, dass nun, im Sinne des Begründers der Rasse und zum Wohle dieser wunderbaren Tiere gearbeitet und gezüchtet wird.